Blonde Frau sitzt mit Kleinkind im Arm am Strand.

Bedürfnisorientierte Erziehung: Wie dein Alltag mit Schreibaby einfacher wird

16.06.2021 | 3 Min. Lesezeit

Julia ist Mama aus Leidenschaft – durch und durch. Doch ihre Tochter, ein Schreibaby, brachte selbst sie (und ihren Mann) an ihre Grenzen. Wie ihr das Prinzip der bedürfnisorientierten Beziehung durch diese Zeit geholfen hat, erzählt Julia hier.

Bevor ich Mutter wurde, hatte ich klare Vorstellungen, wie das mit Kindern zu laufen hat: „Nur richtig erziehen, dann wird das schon“. Rückblickend stelle ich jedoch fest: Ich hatte jede Menge fertige Ansichten bei absoluter Ahnungslosigkeit und wurde von meiner Tochter postwendend eines Besseren belehrt.
 

Denn plötzlich hielt ich dieses kleine Bündel in den Händen und alles, was ich vorher über Kinder und Erziehung dachte, war mit einem Schlag vergessen. Alles stand plötzlich auf null.
 

Selbst das Beistellbett und der Kinderwagen wichen innerhalb kürzester Zeit meiner neuen Realität. Denn meine Tochter zeigte mir deutlich, was sie von diesen Dingen hielt: Nichts.
 

Sie ließ sich weder ablegen, noch wollte sie irgendwo anders sein als ganz nah an mir. Wenn sie einmal schlief, brauchte sie unentwegt Körperkontakt. Versuchte ich, mich davon zu schleichen oder sie gar umzubetten, war sie sofort wieder wach und schrie. Auch im Kinderwagen schrie sie sich die Seele aus dem Leib.
 

Von jetzt auf gleich praktisch vierundzwanzig Stunden so dermaßen gebraucht zu werden, war für mich unfassbar anstrengend. Dieses ständige Fordern und Weinen brachten mich an manchen Tagen schier um den Verstand. Und doch spürte ich, dass unsere Tochter uns ganz einfach brauchte. Sie weinte nicht, um uns zu ärgern. Sie wollte uns etwas „sagen“, das wir anders nicht verstanden. Nur war uns leider nicht immer klar, was genau das denn war.

Wie Babys mit uns kommunizieren

Es brauchte einige Zeit, bis wir verstanden, dass unser Wirbelmädchen nicht nur durchs Schreien mit uns „sprach“, sondern schon vorher versuchte, ihre Bedürfnisse mitzuteilen. Denn da gab es diese feinen, subtilen Hinweise, die wir zuvor schlicht und ergreifend übersahen:

  • Hunger: Je nach Alter fängt das Baby an zu schmatzen, es sucht mit dem Kopf und Mund hin und her, ist angespannt, ballt die Fäuste und saugt stark daran.
  • Müdigkeit: Das Baby ist weinerlich, der Blick glasig, es reibt sich die Augen oder spielt an den Ohren.
  • Sich erleichtern müssen: Das Baby ist unruhig, es zieht immer wieder die Beinchen an, dockt beim Stillen ständig ab und an oder kullert im Schlaf hin und her. All das können Zeichen sein, dass das Baby mal muss. Denn Babys kommen nicht von Natur aus mit Windel auf die Welt. Sie wollen ihr „Nest“ nicht beschmutzen und einige zeigen dies sehr deutlich.
  • Bauchweh/Blähungen: Das Baby ist angespannt und zieht die Beine immer wieder ruckartig an. Es windet sich hin und her, krümmt sich zusammen und weint stark.

Mit diesen Zeichen signalisierte unser Wirbelmädchen, dass etwas nicht stimmt und sie versuchte, uns darauf hinzuweisen. Sie zu kennen und richtig einzuordnen, hat unseren Alltag mit (Schrei-)Baby nach und nach um einiges leichter gemacht. Denn je eher wir die Bedürfnisse unserer Tochter identifizierten und erfüllten, desto weniger musste sie schreien.
 

Natürlich hörte sie nicht schlagartig auf zu weinen, aber es wurde weniger und vor allem weniger intensiv. Denn je schneller wir auf sie eingehen konnten, desto weniger schrie sie sich so in Rage, dass im ungünstigsten Fall gar nichts mehr half.

Bedürfnisorientierte Erziehung

Das, was wir intuitiv lebten, nennt sich – wie ich heute weiß – bedürfnisorientierte Erziehung. Sie geht davon aus, dass jedes Verhalten aufgrund eines unerfüllten Bedürfnissens geschieht. Ein Baby schreit also nicht einfach nur so, es gibt einen Grund, auch wenn wir Eltern den nicht immer (direkt) verstehen. Wir versuchen natürlich, das dahinterliegende Bedürfnis immer zu stillen. Gelingt uns das einmal nicht, müssen wir aber nicht verzweifeln: Wir können unser Baby dennoch in seinem Kummer oder Frust begleiten, indem wir es halten und ganz einfach da sind.
 

Natürlich haben auch wir Eltern Bedürfnisse. Allerdings sind wir leichter in der Lage, sie kurzzeitig zurückzunehmen oder andere Wege zu finden, sie zu erfüllen. Unser Nachwuchs muss das erst noch lernen. Je jünger daher das Kind ist, desto dringender ist die Erfüllung der Bedürfnisse.
 

Dazu gehören neben den offensichtlichen Bedürfnissen nach Nahrung, Schlaf und Sauberkeit noch einige andere mehr. Wie beispielsweise das Bedürfnis nach Sicherheit, nach Bindung oder auch nach Selbstwirksamkeit. 

Tipps für deinen Alltag mit „Steinzeitbaby“

Das Bedürfnis nach Sicherheit und Nähe war bei unserer Tochter besonders stark. Denn sie war, wie viele andere Babys auch, noch „auf Steinzeit programmiert“: Auch wenn wir nicht mehr in Höhlen leben und auch keine Gefahr von wilden Tieren droht, ist dieser Instinkt bei Babys immer noch fest im Unterbewusstsein verankert. In unmittelbarer Nähe von uns Eltern zu sein, war für sie ganz einfach überlebenswichtig. Dass Babys ständigen Körperkontakt einfordern, ist daher nicht ungewöhnlich.
 

Aber auch mit „Steinzeitbaby“ müssen wir nicht für immer regungslos auf dem Sofa liegen bleiben, denn es gibt Mittel und Wege, wie wir uns das Leben leichter machen können:

  • Tragen: Das Tragen mit Tragetuch oder guter Tragehilfe ist bestens dafür geeignet, die Bedürfnisse von Groß und Klein miteinander zu verbinden. Denn es verhilft dem Baby zu Nähe und verschafft uns gleichzeitig freie Hände. Ganz nebenbei sorgt das Tragen auch bei uns Großen für ein kuscheliges Nähegefühl.
  • Stillen beziehungsweise Füttern nach Bedarf: Babys brauchen Milch nicht nur, weil sie Hunger haben. Sie füllen damit nicht nur ihren Bauch, sondern auch ihren Tank nach Nähe und Geborgenheit. Ist dieser aufgefüllt, sind die meisten Babys deutlich entspannter.
  • Familienbett: Co-Sleeping kann etlichen Stress ersparen, da das nächtliche Hin- und Herrennen wegfällt. Viele Babys, die eng an Mama oder Papa schlafen, wachen nur kurz auf und schlafen deutlich schneller wieder ein. In direkter Nähe fühlen sie sich geborgen und sicher. Auch wir Eltern profitieren davon, denn so bekommen alle erholsameren Schlaf.

Und mach dir keine Sorgen, auch wenn viele Menschen dir das vielleicht einreden möchten: Du verwöhnst dein Baby damit nicht. Liebe und Geborgenheit sind Grundbedürfnisse, mit denen niemand verwöhnt werden kann. Auch größere Kinder übrigens nicht.
 

Noch heute begleiten wir unsere Kinder auf Augenhöhe ins Leben. Wir sehen nicht nur ihr Verhalten, sondern versuchen, den Grund dahinter zu verstehen. Wir gehen in Beziehung miteinander, tauschen uns aus und begleiten ihre Gefühle. Denn wir sind davon überzeugt, dass wir am Ende des Tages alle dasselbe wollen: ernst genommen und gesehen werden – in all unseren Bedürfnissen.

Blonde Frau trägt Baby im Tragetuch.

Julia Wittor

Julia ist Mama von zwei Kindern, Bloggerin, Texterin und Gründerin des Elternmagazins Familiengarten.org. Hier zeigt sie alternative Lebensmöglichkeiten für Familien auf und möchte Eltern Mut machen, ihren ganz eigenen Weg zu gehen. Denn nur, weil „man das schon immer so macht“, muss es nicht für alle gleichermaßen passend sein.

zum Blog von Julia Wittor

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